Sortiment
Schauen Sie sich die Umsatzzahlen des Geschäftes an. Wenn es ein gut eingeführtes, umsatzstarkes Geschäft ist, das überwiegend von Stammkunden lebt, sollten Sie das Sortiment erst einmal nicht drastisch verändern, auch wenn es Ihnen in den Fingern kribbelt, Ihre eigenen Ideen umzusetzen. Bedenken Sie: Die Stammkunden kommen in das Geschäft, weil sie eine bestimmte Erwartung haben, die erfüllt werden muss. Beispiel: Die bisherige Kundenstruktur ist eher konservativ und erwartet ein sehr breites Sortiment mit vielen verschiedenen Socken-Garnen, Babygarnen, Häkelgarnen, preiswerten dicken Wintergarnen etc. Mit einem plötzlichen Sortimentswechsel hin zu edlen Lacegarnen, teurerer Ökowolle oder bunten handgefärbten Garnen würden Sie die Stammkunden verschrecken. Gleichzeitig müsste sich bei der passenden Zielgruppe für diese Garne erst einmal herumsprechen, dass man diese nun bei Ihnen erhält. Das dauert. Also seien Sie bei einer möglichen Umstellung sehr vorsichtig.
Bei einer Sortiments-Um- oder Neuplanung sind wir – auch über unser eigenes Sortiment hinaus – gerne behilflich. Natürlich möchten wir immer gerne Marken aus unserem eigenen Sortiment platzieren, aber wir haben darüber hinaus auch eine sehr gute Marktkenntnis und kennen die meisten Wettbewerbs-Marken mit ihren Stärken und Schwächen. Wir haben bereits mehrfach Komplettsortimente für Neueröffnungen zusammengestellt.
Handelt es sich um ein Geschäft mit sinkenden Umsatzzahlen deutet das eventuell darauf hin, dass ein kompletter Sortimentswechsel ratsam ist. Analysieren Sie die bisherige Kundenstruktur und versuchen Sie herauszufinden, wo es möglicherweise Diskrepanzen zwischen Zielgruppe und Sortiment gab.
Zielgruppen- und Umfeldanalyse
Analysieren Sie das Wohnumfeld des Geschäfts und richten Sie Ihre Sortimentsplanung darauf aus. Sind es junge Familien mit Kindern die nach Naturmaterialien fragen?
Analysieren Sie den möglichen Einzugsbereich des Geschäfts. Gibt es gute Parkmöglichkeiten, so dass man auch von weiter her mit dem Auto gut anreisen kann? Ist das Geschäft oder die Umgebung einen Ausflug wert? Oder wird lediglich Kundschaft aus der direkten Umgebung bei Ihnen kaufen?
Gibt es viel Laufkundschaft, die man mit entsprechender Schaufenstergestaltung zu Spontankäufen animieren kann oder kommen die Kundinnen gezielt? Sind Sie fit in Sachen Marketing und PR um Kunden von weiter her auf Sie aufmerksam zu machen?
Ein Beispiel aus der Praxis in einer Großstadt: Ein gut eingeführtes Geschäft an einer großen Einfallstraße mit Discounter-Parkplatz nebenan. Das Sortiment überwiegend im Standardbereich – Sockenwolle, Winterwolle, Sommer-Baumwolle, großes Sortiment an Nadeln, Kurzwaren und anderem Handarbeitsbedarf. In der Nähe eine Konkurrentin, die sehr marktbeherrschend auftritt. Die Entscheidung der Eigentümerin: Ich verlagere meinen Schwerpunkt auf besondere Garne und versuche mit einem klarer abgegrenzten Sortiment mehr Kunden von außerhalb anzusprechen, die bei mir gezielt das Besondere suchen. Und sie hat damit Erfolg.
Ladeneinrichtung
Ist die Einrichtung noch zeitgemäß? Ist sie praktisch? Gibt es genügend Regalfläche für liegend präsentierte Garne und ausreichend Hängemöglichkeiten für Garne auf Strängen? Auch für die Ladeneinrichtung gilt: Wenn Sie das Geschäft in der bestehenden Form möglichst unverändert weiterführen möchten, führen Sie keine großen Änderungen ein.
Wenn Sie aber den Eindruck haben, dass das Geschäft insgesamt ein Fresh-up braucht, dann sollten Sie einen konsequenten Schnitt machen, nicht nur beim Sortiment, sondern auch bei dem Design der Ladeneinrichtung, damit für jeden sofort erkennbar ist: Hier weht ein frischer Wind!
Mitarbeiter(inne)n
Wenn das Geschäft bereits mit Mitarbeiter(inne)n gearbeitet hat, sprechen Sie mit ihnen und finden Sie heraus, ob Sie zusammenpassen. Es kann sehr vorteilhaft sein, auf bewährte Kolleg(inn)en zurückzugreifen, die die Stammkunden gut kennen: „Ach, diese teure Kaschmirwolle in schwarz von der Firma XY, davon sollten wir mal gleich 1 kg bestellen, da kommt die Frau Meier nächste Woche, die fährt auf solche Luxusgarne ab...“ Solche Mitarbeiter sind pures Gold wert! Und es macht für die Stammkunden einen guten Eindruck, wenn sie vertraute Gesichter sehen. Vielleicht auf Teilzeitbasis wenn es Ihr Budget erlaubt.
Räumungsverkauf
Nichts ist schlimmer, als ein Geschäft zu übernehmen, welches vorher wochenlang Wolle zu Schleuderpreisen unters Volk gebracht hat. Das bedeutet, die Strickerinnen der Umgebung haben sich eingedeckt und die Schränke voll mit Schnäppchenwolle. Die werden ganz sicher nicht in Ihr schönes neues Geschäft kommen, um nun zu regulären Preisen Garne einzukaufen. Ganz zu schweigen von dem optischen Eindruck, den eine Ladenfläche während der Räumungsverkaufs-Phase macht. Dieser „Hauch des Todes2 wirkt sich sehr negativ auf das Image eines Geschäfts aus und ist nur schwer zu überwinden.
Es kann deshalb sinnvoll sein, ein Geschäft ohne vorherigen Räumungsverkauf im laufenden Geschäft zu übernehmen und weiterzuführen wenn, wie oben beschrieben, die Kundenstruktur solide und der Umsatz gut ist.
Wenn Sie allerdings in Sachen Sortiment und Design alles ändern möchten, dann sollten Sie mit der Neueröffnung einen klaren Schnitt machen. Das heißt aber nicht, dass es vorher eine Verramschung geben muss. Besser ist es, die Altbestände zu einem fairen Preis komplett zu erwerben, das Geschäft leer zu räumen, umzugestalten, ein neues Sortiment einzuführen und die Altbestände vielleicht über andere Kanäle (ebay, Dawanda, eigener Online-Shop) billig zu verkaufen oder teilweise sogar zu verschenken. Vielleicht eine Wohltätigkeitsveranstaltung als Aufhänger für Ihre erste Marketingaktion??
Eine andere Möglichkeit wäre es, das Sortiment nach Farben zu sortieren und einzelne Altqualitäten dort mit unterzumischen. Und natürlich können Sie in begrenztem Umfang auch eine Schnäppchenkiste anbieten, wo Sie Altqualitäten als Sonderangebot anbieten.
Bewertung des Kunden- und Warenbestandes und der Geschäftsausstattung
Die Strategie, einen kompletten Warenbestand zu übernehmen und nicht vorher zu verramschen ist auf den ersten Blick sehr teuer. Deshalb ist eine realistische Bewertung des Altbestandes sehr wichtig. Aber auch die Geschäftsausstattung muss realistisch bewertet werden. Natürlich möchte jede Ladenbesitzerin, die ihr Geschäft abgibt, einen möglichst hohen Preis für ihr Geschäft erzielen. Dieser setzt sich aus der Geschäftsausstattung aus dem Warenbestand und auch aus dem Wert des Kundenstamms und der Bekanntheit zusammen. Es ist sicher ein Unterschied, ob Sie das weltberühmte Geschäft „Loops, London“ übernehmen möchten oder „Trutschis Handarbeitsladen in Mosepuckel“.
Zeithorizont
Für eine erfolgreiche Übergabe sollte durchaus ein Zeithorizont von einem halben bis einem Jahr veranschlagt werden mit Vorverhandlungen, evtl. Einarbeitung, Ausverkauf, evtl. Umbau, Sortimentsplanung, Neueröffnung. Achten Sie auch auf saisonale Gegebenheiten. Ein Geschäft im Frühling zu eröffnen ist nur dann eine gute Idee, wenn Ihr Geschäft in einem typischen Sommerurlaub-Gebiet liegt.
Marketing
Sie brauchen für Ihre Neueröffnung Marketingunterstützung? Fragen Sie uns. Wir haben viele gute Ideen, eine Marketingagentur die etwas von der Branche versteht und wenn Sie einen maßgeblichen Teil Ihres neuen Sortiments bei uns beziehen, unterstützen wir Sie gerne mit Werbemitteln und Marketingtools.